Vermutlich sehen sich viele von uns an der Stelle des reichen
Mannes, dem dieses Wort gilt. Wenn es wirklich darum geht, alles, was
ich habe, aufzugeben, um Jesus zu folgen, dann kann ich wohl nur in
die Frage der Jünger einstimmen: Wer kann dann noch gerettet
werden?
Die Erzählung von der Begegnung Jesu mit dem reichen
Mann ist eine Geschichte von der Begegnung zweier Welten und zweier
Arten zu leben. Der reiche Mann lebt ganz in einer Welt, in der es
darum geht, sich an Regeln zu orientieren und Maßstäbe zu
erfüllen, um etwas zu gelten. Jesus repräsentiert die Welt
des Reiches Gottes, in der das Lebensprinzip darin besteht, sich ganz
von Gott her zu verstehen.
Wir Christen leben in einem doppelten
Lebensraum, dem Reich der Welt und dem Reich Gottes. Es geht um die
Frage, vor die Jesus den Mann und mit ihm uns alle stellt: Woher
erwartest du dir Leben? Von den Maßstäben und Schätzen
der Welt oder aus Gott?
Sich wirklich auf Gott zu verlassen ist
eine Lebensentscheidung, die ungeheuren Mut fordert. Es ist
gewissermaßen eine Nadelöhr-Entscheidung, die täglich
neu zu fällen ist: Will ich meinen Lebensfaden an Gott
festmachen, will ich mitten in der Welt mit ihren Prinzipien und
Wertmaßstäben aus einem anderem Grund und in einer anderen
Ordnung leben?
Dr. Susanne Ruschmann (www.priesteraushilfe.at)