Evangelium:
Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn
Es war einige Tage vor dem
Osterfest. ... Die Jünger brachten den jungen Esel zu Jesus,
legten ihre Kleider auf das Tier, und er setzte sich darauf. Und
viele breiteten ihre Kleider auf der Straße aus; andere rissen
auf den Feldern Zweigen von den Büschen ab und streuten sie auf
den Weg. Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm folgten,
riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!
Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna
in der Höhe!
(Auszug)
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Kommentar:
Jesus geht seiner Kirche voraus
Der Weg, den Jesus gegangen ist, soll
auch der Weg seiner Jünger, der Weg der Kirche sein. Die Art,
wie Jesus in Jerusalem einzog, scheint mir zunächst eine Mahnung
an die Kirche und an alle Christen zu sein, Mut zu fassen und ebenso
erhobenen Hauptes durch diese Zeit zu gehen. Schließlich hat
der christliche Glaube den Menschen unserer Tage sehr viel zur
Deutung ihres Lebens anzubieten, weil die Kirche unserer
säkularisierten Gesellschaft wieder etwas vom Heiligen
vermittelt, ohne das Menschen auf Dauer nicht leben können.
Ferner lehrt uns Jesus, der Welt unter Verzicht auf Gewalt den
Frieden zu bringen. Manche meinen heute, die Kirche müsste
wieder streitbarer werden. Sie halten es für wirkungsvoller, auf
einem Schlachtross zu reiten, als auf einem jungen, zahmen Esel. Doch
entfernen wir uns damit nicht sehr weit vom gnädigen Gott, den
wir doch zu verkünden haben? Schließlich verweist uns
Jesus auf jenes Lasttier, das die Lasten anderer geduldig trägt.
Viele verlieren heute das Vertrauen in die Kirche, weil sie das
Gefühl haben, sie bürde Lasten auf und helfe ihnen kaum,
sie zu tragen. Die Glaubwürdigkeit der Kirche wird aber in dem
Maß wachsen, in dem sie sich spürbar zum ,,Lasttier'' für
andere macht, das bereit ist, die Not, das Kreuz, aber auch die
Schuld mit anderen mitzutragen.
Weihbischof Helmut Krätzl: Gott
aber ist anders. Topos TB 758 (2011)
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